Der Mentale Modellbaukasten

Interfaces - Betrachtungen auf verschiedenen Ebenen

Mensch-Maschine-Interaktion oder Geräteanwendung?

Die Strukturmodelle basieren auf dem Verständnis einer Mensch-Maschine-Schnittstelle als Anwendungs-'Gerät'. Dieses wird als Werkzeug und/oder Spielzeug entwickelt, je nachdem, ob ein externes Handlungsziel als Nutzungsmotivation vorliegt, oder ob dieses explizit gestaltet wurde. Im Folgenden wird noch auf konzeptuell verwandte Produktbeispiele eingegangen.

Anwendungsschnittstellen – kognitiv ergonomische Grundlagen

"Verständnis stellt sich ein durch das Erkennen der Relationsstruktur innerhalb des Modells." (Marks, 1990)

Anwendung von Systemen ist nur möglich, wenn der Nutzer sowohl die Folgen seiner Eingaben in ein System kennt und planen kann als auch dessen Rückmeldung zu interpretieren weiss.

Mit dem Verstehensprozess geht der Aufbau eines mentalen Modells einher, durch das die Systemabläufe im Gehirn repräsentiert sind. Das Verständnis eines Systems stellt sich umso schneller ein, je effizienter das mentale Modell aufgebaut werden kann. Nur so ist der Nutzer in der Lage, aufgrund seiner Eingaben Systemrückmeldungen zu erwarten, weil er den Ablauf vorab schon vor dem geistigen Auge simulieren kann.

GUI-Design und Haptik

Man hat den Eindruck, dass den Nutzern infolge der Virtualisierung der Geräte, Artefakte und Medien das haptische Erlebnis fehlt. alt text goes here Man denke an das Ritual des Schallplatte-Auflegens. Das ist sicherlich eine Erklärung dafür, weshalb Apples i-Pod umgehend Erfolg hatte. Damit wurde auf emotionale Aspekte des Musiksammelns und des Musikhörens eingegangen: ein ästhetisch und haptisch attraktives Artefakt als angemessene Schatulle für die verschwundenen 1000 CDs. Gleiches sieht man bei Software für die Audiobearbeitung. Da ganze Tonstudios, zumindest schränkeweise Racks mit Sound- und Effektgeräten, in einem Laptop verschwinden können, bekommt der Nutzer fotorealistische Bedienoberfächen alter Analoggeräte auf den Bildschirm, bis hin zu Kabeln zum virtuellen Umstecken. alt text goes here alt text goes here alt text goes here Musiker und Toningenieure sind perfekte, haptisch ansprechende und intuitiv anwendbare Interfaces gewöhnt – ihre Musikinstrumente. Einerseits entsteht solcherlei GUI-Design wohl aus einem gruppenspezifischen Wunsch nach visuellen und taktilen Reizen. Andererseits erleichtert es – manchmal auch nur subjektiv – den Umstieg auf die virtuellen Geräte. An dieser Stelle kommen wir zur nächsten Betrachtungsebene: dem Vorwissen des Nutzers, die 'mentalen Modelle'. Die Anwendungsstruktur wird vom analogen auf das virtuelle Gerät übertragen, womit dem an konventionellen Geräten ausgebildeten Tontechniker der Arbeitseinstieg mit einer flachen Lernkurve ermöglicht wird. Dennoch setzen Profis im Tonstudio selbstverständlich weiterhin Mischpulte als 'Interfaces' ein und arbeiten nicht ausschließlich mit GUI und Computer-Mouse.

Betriebssysteme. Flächenintensive Darstellung der Ordnerstruktur

Grafische User Interfaces, ursprünglich für universelle PCs entwickelt und mit ihnen weltweit verbreitet, bestimmen das Bild von Mensch-Maschine-Schnittstellen – selbst bei aktuellen Kompaktgeräten wie Handys oder PDAs. Hier stößt das konventionelle GUI-Konzept jedoch an eine ergonomische Grenze: die Datenorganisation in der vorgegebenen Ordner-Hierarchie wird mit kleiner werdenden Displays immer unzweckmäßiger. In Anwendungen, die eine grafische Darstellung mit hohem Flächenbedarf entbehren können (vergl. Windows, OS X, etc.), insbesondere bei Handheld-Geräten, bieten sich Möglichkeiten für neue, kognitiv ergonomische Bedienmodelle.

Anmerkungen

Marks, D.F. On the Relationship between imagery, body, and mind. In: Hampson, P.J.- Marks, D.F. - Richardson, J.T.E. (Hrsg.), Imagery. Current developments, S. 1-38, London 1990